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National League: Lugano verpflichtet Tomas Mitell als neuen Trainer

Die enttaeuschten Luganesi nach dem zweiten Spiel des Playout-Finals der Eishockey National League zwischen dem HC Ajoie und dem HC Lugano in der Raiffeisen Arena in Porrentruy, am Montag, 17. Maerz 2 ...
Höchststrafe: Lugano musste diese Saison den Playout-Final bestreiten, setzte sich dort gegen Ajoie aber durch.Bild: keystone
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Also doch: Lugano hat einen schwedischen Trainer verpflichtet

Der Schwede Tomas Mitell steht nächste Saison in Lugano an der Bande. Definitiv. Der Vertrag ist unterschrieben und die Tinte trocken. Das «Experiment Ambri» ist damit beendet.
22.04.2025, 05:4522.04.2025, 12:27
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Wenn selbst die vornehme NZZ ein Gerücht aufnimmt und weiterverbreitet, dann muss an der Sache etwas dran sein. Und tatsächlich: Nach hartnäckigem Nachfragen wird von Gewährsleuten in Schweden bestätigt: Tomas Mitell wechselt auf nächste Saison von Färjestad nach Lugano. Definitiv. Mehr noch: Es wird allenthalben erwartet, dass Lugano die Verpflichtung noch diese Woche offizialisieren und den neuen Trainer vorstellen wird. Das Warten dauert ja nun schon eine Weile.

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Tomas Mitell wird die Luganesi ab der kommenden Saison coachen.Bild: www.imago-images.de

Tomas Mitell ist nach John Slettvoll, Mats Waltin und Kent Johansson der 4. schwedische Trainer unter Palmen und insgesamt der 26. Trainer (einige wurden gefeuert und kehrten später zurück) seit dem Wiederaufstieg von 1982. Er ist nicht einfach ein weiterer Schwede. Seine Verpflichtung markiert eine tiefgreifende Zäsur: Das spektakulär gescheiterte «Experiment Ambri» ist beendet. Ein neues nordisches Zeitalter beginnt.

Im Herbst 2022 kommt die kluge Präsidentin Vicky Mantegazza zum richtigen Schluss, dass nur eine neue Philosophie die lange Zeit der Stagnation beenden kann (letzter Titel 2006). Selbst prominente Namen sind reihenweise gescheitert (u. a. Barry Smith, Larry Huras, Patrick Fischer, Sami Kapanen, Serge Pelletier). Nun ist im Oktober 2022 gar noch Chris McSorley, der Wunschkandidat schlechthin, am Ende seines Lateins.

Das gescheiterte Projekt Gianinazzi

Meister ist zwar seit 2006 (Harold Kreis) keiner mehr geworden. Aber immerhin hat Lugano als erster Klub Patrick Fischer eine Chance als Trainer gegeben. Vicky Mantegazza ist sozusagen die «Erfinderin» des erfolgreichsten Nationaltrainers unserer Geschichte. Wäre Patrick Fischer in Lugano am 22. Oktober 2015 nicht gefeuert worden, hätten wir vielleicht 2018 und 2024 den WM-Final nicht erreicht.

Vicky Mantegazza, Praesidentin des HC Lugano, aufgenommen an der Saison-Pressekonferenz, am Mittwoch, 3. September 2014, in Lugano. (KEYSTONE/Ti-Press/Gabriele Putzu)
Lugano-Präsidentin Vicky Mantegazza.Bild: TI-PRESS

Während Lugano leidet, findet Ambri ab 2017 nach Jahren der Irrungen und Wirrungen seine Identität mit einem Trainer und einem Sportchef aus den eigenen Reihen. Mit Luca Cereda an der Bande und Paolo Duca im Sportchef-Büro hat Ambri inzwischen den Spengler Cup gewonnen und die Champions League und die Playoffs erreicht. Aber Ambri definiert sich unter der helvetischen Führung nicht nur über Resultate. Vielmehr auch durch eine unverwechselbare sportliche Kultur und Spielweise.

Warum also nicht werden wie Ambri? Mit einem Trainer aus den eigenen Reihen? Folgerichtig ist am 8. Oktober 2022 der Junioren-Trainer Luca Gianinazzi im Alter von 29 Jahren als Nachfolger von Chris McSorley zum jüngsten Chefcoach der Liga befördert worden. Aber es hat nicht funktioniert. Luca Gianinazzi muss am 13. Januar 2025 wegen anhaltender, ja dramatischer Erfolgslosigkeit durch Uwe Krupp ersetzt werden. Seine nächste Station: Cheftrainer bei Visp.

Lugano?s coach Luca Gianinazzi, during the regular season of National League Swiss Championship 2024/25 match between HC Lugano and SCL Tigers at the ice stadium Corner Arena, Switzerland, Tuesday, No ...
Das Projekt Luca Gianinazzi endete aufgrund des ausbleibenden Erfolgs.Bild: keystone

Wenn alle Trainer seit 2006 letztlich doch gescheitert sind, dürfte die Ursache wohl auch in der DNA des Klubs zu suchen sein. Aber wir wollen jetzt nicht grübeln und vorwärts schauen.

Ein bisschen Glück bei den Transfers

Nun kommt also mit dem erst 44-jährigen Tomas Mitell einer der interessantesten Trainer Europas. Erst 44 Jahre alt, war 2022 Meister mit Färjestad, 2024 Coach des Jahres in Schweden und während zweieinhalb Jahren als Assistent von Jeremy Collinton bei Chicago in der NHL an der Bande engagiert. Am 6. November 2021 wurde er in Chicago zusammen mit seinem Chef gefeuert; er übernahm am 25. Februar 2022 Färjestad und gewann gleich die schwedische Meisterschaft.

Und nun also Hockey unter Palmen. Nie mehr seit John Slettvoll hatte ein Trainer in Lugano so gute Voraussetzungen: Nach der schmählichsten Saison seit dem Wiederaufstieg von 1982 – 13. Rang, erstmals in den Playouts – ist aus Hochmut sportliche Demut geworden. Von Besserwisserei ist inzwischen keine Rede mehr.

Wie einst unter John Slettvoll (Meister 1986, 1987, 1988 und 1990) werden die Worte des Trainers in Lugano Gospel (= Evangelium) sein. Auch der neue Sportchef Janick Steinmann hat beim Neuaufbau mehr Handlungsfreiheit als seine Vorgänger. Wenn ihm die Hockeygötter gnädig sind, hat er das, was seinem Vorgänger Hnat Domenichelli meistens gefehlt hat: ein bisschen Glück bei den Transfers.

Tomas Mitell übernimmt eine Mannschaft mit dem Potenzial für die obere Tabellenhälfte. Sein Assistent Stefan Hedlund (49) hat bereits viel Erfahrung in unserem Hockey in Zug, bei den Lakers und zuletzt in Genf gesammelt. Er wird seinem Chef das, was er in unserem Hockey nicht verstehen kann, sicherlich gut erklären können.

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tiki
22.04.2025 07:30registriert Mai 2014
Die kluge Präsidentin Mantegazzi? Mit dem vielen Geld hätte sie weit mehr erreichen können, wenn sie denn klug wäre…
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San Ro
22.04.2025 08:02registriert Juni 2018
Das sog. Experiment Ambri wurde leider absolut dilettantisch ausgeführt. Cereda wurde damals behutsam aufgebaut (Biasca etc.). Auch hat Croci-Torti (Trainer Lugano Calcio) eine durchdachte Karriereplanung hingelegt. Gianinazzi wurde einfach zum Chef befördert ohne Erfahrung, Vorbereitung. Das ist sehr schade. Denn er hätte wohl das Zeug dafür. Aber er wurde verheizt. Das spricht m.E. nicht so für die viel erwähnte Klugheit der Präsidentin. Sie hat wohl selber zu wenig praktische Erfahrung in der Arbeitswelt. Und Herr Werder lassen wir mal auf der Seite. 600 Zeilen reichen nicht... Forza Lugano
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Zanzibar
22.04.2025 06:27registriert Dezember 2015
Und falls Mitell scheitert steht mit Hedlund der Nachfolger bereits unter Vertrag.
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